Kapitel 3.2

Wildschäden

3.2 Art der Schäden

3.2.1 Verbiss

Die Verjüngung muss überall dort, wo sie erforderlich ist, auch ohne Schutzmaßnahmen und in einer dem Klimawandel angepassten Art aufkommen können. Auf 800.000 Hektar Wald ist das derzeit nicht der Fall (Österreichische Waldinventur 2026/18). Dieses Verjüngungsdefizit ist vor allem im Schutzwald ein großes Problem. 

Zusätzlich ist auf einer Fläche von etwa 420.000 Hektar (10 % der österreichischen Waldflächen) die vorhandene Verjüngung durch Verbiss geschädigt. Hier ist eine Reduktion auf die Hälfte dieser Fläche in den nächsten Jahren erforderlich, um eine Trendumkehr einzuleiten (Österreichischer Waldbericht 2023).  

Verbiss durch Schalenwild

Verbiss bevorzugt an Eiche, Edellaubbäumen und Tanne (am häufigsten durch Rehwild)

  • Verbiss überwiegend während der Wintermonate (Winterverbiss); Sommerverbiss vor allem an Edellaubbäumen
  • Verbisshöhe: entsprechend der Größe der Tiere; beim Rehwild (ohne Schneedecke) am häufigsten zwischen 20 und 90 Zentimeter
  • gelegentliche (Rehwild, Gams) bis häufige (Rotwild) Quetschung des Triebes
  • überwiegend raue bis gefranste (v. a. beim Rotwild auch stark gefranste) Oberfläche (durch „Abrupfen“ des Triebes)
  • überwiegend flacher Verbisswinkel (0°–30°)
Abbildung 2. Wildverbiss an Esche (Quelle: BFW/FAST Ossiach)

Schalenwildverbiss kann, insbesondere bei hohen Wilddichten, zu bedeutsamen Schäden an der Waldverjüngung führen. Verjüngungspflanzen können durch Totverbiss ausfallen, möglich sind Wachstumseinbußen sowie Qualitätsverluste (z. B. Zwieselbildung). Durch selektiven Verbiss des Schalenwildes kommt es immer wieder vor, dass in Jungbestände gewünscht seltene oder stark verbissgefährdete Baumarten ausfallen.

Abbildung 3. Verbiss am Leittrieb ist für die Qualität der Pflanzen besonders schädlich (Quelle: waldwissen.net, T. Kudernatsch).

Die Abbildung 4 stammt aus einem Projekt des BFW, in dem 21 Flächen auf Verbiss untersucht wurden im Hinblick auf die verbissenen Baumarten und die vorhandene Verjüngung. Fichte, die auf allen Projektflächen vorkam (100 % Häufigkeit), wurde am wenigsten verbissen und hatte die meiste Verjüngung. Eiche hingegen war auf etwa 80 % der Flächen vorhanden und bis zu 70 % wurde verbissen. Die Verjüngungsdichte der Eiche war nur halb so hoch wie die der Fichte. Die Eiche wurde also vom Wild bevorzugt und hatte es damit deutlich schwerer sich weiter zu verjüngen.

Abbildung 4.  Gemeinsame Darstellung der Verbiss-, Verjüngungsdichte- und Häufigkeitswerte der wichtigsten Baumarten bzw. Baumartengruppen in 21 Projektgebieten in Österreich 2023. Der Wert „Häufigkeit“ sagt aus, wie oft die Baumart vorkam, Fichte beispielsweise kam in allen Projektgebieten vor (Quelle: BFW)

Nicht immer ist es das Schalenwild

Auch andere Tierarten (z. B. Hasen, Mäuse, Weidevieh) verursachen Knospen- und Triebschäden. Bei genauem Hinsehen können diese Schäden i. d. R. aber nicht mit Schalenwildverbiss verwechselt werden. Mehr dazu unter: Schalenwild, Hase oder Maus – wer war´s? (waldwissen.net)

3.2.2 Schälschäden

Schälen bezeichnet das Abnagen und Abziehen der Rinde von Baumstämmen. In den frühen Wachstumsjahren von Bäumen ist die Rinde noch dünn und zart. Jungbäume sind besonders anfällig für Schälschäden. Rotwild, Muffelwild und Damwild schälen, Rehwild nicht.

Abbildung 5. Schälschäden an Fichte. Quelle: BFW/FAST Ossiach

Auf der Karte der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) können Sie sich unter „Thema: Stammschäden, Kategorie: Schälschäden“ das Ausmaß der Schälschäden in Ihrem Bundesland oder sogar auf Ebene der Bezirksforstinspektion anschauen.


3.2.3 Fege-/Schlagschäden

Durch das Schalenwild werden sowohl beim jährlichen Abfegen des Bastes vom neuen Geweih als auch beim Markieren des Territoriums oder als Imponiergehabe Forstpflanzen mit Geweih oder Horn bearbeitet. Bevorzugt gefegt bzw. geschlagen werden Bäume und Sträucher, die in ihrer unmittelbaren Umgebung auffällig sind, die über weiche, elastische Zweige oder Stämme verfügen oder die auf den betroffenen Flächen selten sind.

Abbildung 6. Fegeschaden an junger Fichte (Quelle: BFW/FAST Ossiach)

Unter den Wirtschaftsbaumarten im Gebirge sind Lärche und Zirbe besonders betroffen. Ein Fegeangriff zieht zumeist den Ausfall der betroffenen Pflanzen nach sich. Sind nicht alle Teile solcher Bäumchen zerstört und treiben tieferliegende Zweige wieder aus, ist dennoch oft der Konkurrenznachteil gegenüber den anderen Forstpflanzen nicht mehr einzuholen.

Online
Kurs
Menü