Borkenkäfer! Wie werde ich die wieder los?

Borkenkäfer – so klein und doch so gefürchtet. Doch wenn sie zu Abermillionen einen Fichten-Bestand heimsuchen, dann ist Feuer am Dach! Zwei Arten machen den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern das Leben schwer: Buchdrucker und Kupferstecher. Verhindern lässt sich ein Befall in den meisten Fichtenbeständen vermutlich nicht, aber man kann einiges tun, um diesen etwas abzumildern.

Vermeidung des Ausflugs

Die hohe Anzahl neu attackierter Bäume und die Gefahr der weiteren Ausbreitung der Borkenkäfer erfordern als wichtigste Erstmaßnahme die unverzügliche Fällung der Bäume und nachfolgend deren Entfernung aus dem Bestand oder deren Entrindung. Diese Bäume zeigen über den gesamten Stammbereich frischen, braunen Bohrmehlaustritt. Die Benadelung ist jedoch noch normal grün.

Bäume, die jetzt vergilbte oder braune Nadeln zeigen, sind bereits durch den Käferbefall abgetötet worden. Der Großteil der Käfer hat diese Wirtsbäume meist schon verlassen (zahlreiche Ausbohrlöcher). Wenn in diesen Bäumen noch hellbraune Jungkäfer vorhanden sind, so sind auch diese Bäume zu entfernen. Eine Entrindung würde allerdings die Jungkäfer nicht abtöten.

Sollte ein rechtzeitiger Abtransport oder die Entrindung von befallenen und befallsgefährdeten Stämmen nicht möglich sein, kann als Alternative die Behandlung mit zugelassenen Stammschutzmitteln in Erwägung gezogen werden. Dabei ist auf die Einhaltung der produktspezifischen Gebrauchsanleitung sowie der Umweltauflagen zu achten.

Bohrmehlsuche = Früherkennung

Die Bohrmehlsuche muss gewissenhaft und nach dem Schwärmverhalten der Käfer mehrmals durchgeführt werden. Zur Hauptflugzeit der Käfer von April bis Juli und eventuell noch Ende August und September wird nach Bohrmehl am Baum Ausschau gehalten. Das braune Bohrmehl sammelt sich häufig in Rindenritzen oder in Spinnweben.

Bei Borkenkäferarten, die ihre ersten Attacken in der Baumkrone durchführen, muss man versuchen, Schwächesymptome und Reaktionen des Baumes, wie Fahlfärbung der Nadeln oder Harzaustritt, zu entdecken. Oft ist auch starke Specht-Aktivität ein guter Hinweis. Bäume mit diesen Symptomen werden markiert und bei nächster Gelegenheit gefällt, sowie aus dem Gefahrenbereich transportiert.

Als Ausgangspunkt für die Suche nach frischem Käferbefall sollten immer die bereits sichtbar geschädigten (braune Nadeln, abgelöste Rinde, zahlreiche Ausbohrlöcher) Käferbäume herangezogen werden. Im Umkreis dieser Bäume suchen die ausschwärmenden Borkenkäfer bevorzugt nach geeigneten Brutbäumen.

Abfuhr oder richtige Lagerung

Das befallene Holz darf auf keinen Fall so lange im Wald verbleiben, bis sich Borkenkäfer fertig entwickelt haben und aus den Brutsystemen ausschlüpfen. Daher wird die Lagerung im Abstand von mindestens 500 Meter zum gefährdeten Wald angeraten. Ist dieser Abstand zum Beispiel auf Grund enger Tallagen nicht möglich, so sind zusätzliche Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Fangbaumvorlage = Lenkungsmanöver

Fangbäume sind liegende Bäume an Bestandesrändern und dienen dazu, überwinternde Borkenkäfer gezielt anzulocken. Gesunde Fichten mit einem Mindest-Brusthöhendurchmesser von 20 cm werden dafür zwei bis sechs Wochen vor Käferflug, also Mitte Februar bis Mitte Mai, im Bereich vorjähriger Käferschadensflächen ausgelegt. Ein Sicherheitsabstand von etwa 8-10 m zur nächsten befallsgefährdeten Fichte ist anzustreben. Pro zwei Käferbäume des Vorjahres ist mindestens ein Fangbaum erforderlich.

Die regelmäßige Kontrolle der Stämme ist wichtig, sonst verpasst man den optimalen Zeitpunkt und die Arbeit war umsonst. Die Abfuhr oder die Entrindung der Fangbäume muss vor dem Jungkäferstadium abgewickelt werden. Noch besser: Zwei Wochen nach der Besiedelung, um das Ausfliegen der Mutterkäfer und die Anlage von Geschwisterbruten zu verhindern. Im Gebirge und in schwer bringbaren Lagen werden Fangschläge empfohlen.

Zum Anlocken der zweiten Borkenkäfergeneration werden meist keine Fangbäume mehr gelegt. Sie würden auch nicht mehr so intensiv besiedelt werden, weil das Schwärmen der Käfer nicht mehr überwiegend in Bodennähe erfolgt.

Fangtippi (Fangknüppelhaufen)

Wipfelstücke mit entsprechenden Dimensionen werden in Form eines Zeltes zusammengestellt. Die Stämme werden mit Stammschutzmittel behandelt und mit einem oder mehreren Pheromonen beködert. Wenn der Fangtippi nicht begiftet wird, muss er wie ein Fangbaum behandelt werden.

Um Stehendbefall zu vermeiden, sollte der Abstand zu den nächsten Bäumen zwischen 7 und 10 Meter betragen. Die Aufstellung kann unabhängig von der Hauptwindrichtung erfolgen. Die Käfer orientieren sich offensichtlich an der aufrechten Silhouette. Erste Erfahrungen aus Deutschland und Österreich haben sehr positive Ergebnisse gezeigt. Weitere wissenschaftliche Tests laufen derzeit.

Pheromonfallen

Die Abschöpfwirkung von Pheromonfallen wird trotz ungeheuer großer Fangmengen häufig überschätzt. Auch bei hoher Fallendichte (24 Fallen/ha) hat man bei wissenschaftlichen Experimenten nur zirka 30 Prozent der ausfliegenden Käfer gefangen. Bei Vergleichsuntersuchungen zwischen Fangbäumen und Pheromonfallen hat man etwa die gleiche Fangleistung erhoben.

Die Fallen können ab Anfang April, also unmittelbar vor dem erwarteten Flugbeginn der Käfer, aufgestellt und mit einem Lockstoff (Plastiksäckchen oder -ampulle) bestückt werden. Die am besten geeigneten Fallen sind die Flugbarrierefallen z. B. Theysohn-Fallenstern. Die Anzahl der Fallen hängt von der Größe der Borkenkäferschadfläche und den einzuhaltenden Sicherheitsabständen zu gesunden Bäumen ab.

Borkenkäfer-Lockstofffallen können sowohl zum Feststellen des Flugverlaufes und der Flugintensität als auch als Bekämpfungsmethode eingesetzt werden. Hier muss man jedoch vor allem auf die richtige Platzierung der Fallen achten. Der Sicherheitsabstand zu gesunden Fichten sollte etwa eine Baumlänge betragen. Die Pheromonfallen sollten außerdem so aufgestellt werden, dass die Borkenkäfer aktiv zur Pheromonquelle hinfliegen müssen und nicht passiv zur Falle durch den Wind getragen werden, weil sie auf diese Weise an der Falle vorbeifliegen und beim in der Windrichtung nächst gelegenen Baum landen und sich in diesen einbohren können.

Pheromonfallen eignen sich optimal als Monitoring-Instrument, um den Flugverlauf zu dokumentieren.

Es können auch als Fallengürtel um einen Holzlagerplatz verwendet werden, um die ausschlüpfenden Käfer abzufangen. Für den Bekämpfungseinsatz im Wald bedarf es geschulter Forstexpert:innen, welche die erforderlichen Sicherheitskriterien strikt einhalten.

Die Vorteile von Pheromonfallen sind

  • die gleiche Fangkapazität über die gesamte Vegetationszeit,
  • keine Kapazitätsgrenze, wenn Fangbehälter regelmäßig geleert und gesäubert werden und
  • die Verwendbarkeit der Fallen über mehrere Jahre.

Als Nachteile gelten

  • das Fehlen geeigneter Aufstellungsplätze, wenn kein Sicherheitsabstand zum befallsgefährdeten Bestand vorhanden ist,
  • der Pflegeaufwand für Fallenbehälter und die wöchentliche Auszählung der Käfer,
  • der alle sechs bis acht Wochen notwendige Pheromonwechsel und
  • die reduzierte Fangleistung, sobald konkurrenzierende befallsfähige Bäume in Fallennähe vorhanden sind.

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