Kapitel 6

Biodiversität

Was ist Biodiversität im Wald?

Von „Biodiversität“ dürfte inzwischen jeder schon einmal gehört haben. Anfangs wurde darunter nur die Anzahl von Arten (Artenvielfalt) verstanden, heute spricht man zusätzlich von der genetischen Vielfalt und Lebensräumen.

Der Begriff „Biodiversität“ hat sich durchgesetzt, unter anderem deshalb, weil gestörte Ökosysteme einen Mangel an Vielfalt aufweisen. Gestörte Ökosysteme im Wald wurden durch menschliche Aktivitäten (Klimawandel, Setzen von standortsfremden Baumarten, Übernutzung, etc.) oder natürliche Ereignisse (Sturm, Schädlinge, etc.) stark beeinträchtigt und haben dadurch ihre natürliche Balance und Funktionalität verloren. Vergleicht man Wirtschaftswälder mit unbewirtschafteten Wäldern, dann kann man beobachten, dass durch die Beeinflussung der Baumartenwahl und die „aufgeräumten“ Baumreihen weniger Lebensräume für diverse Arten zur Verfügung stehen. „Die biologische Vielfalt der Wälder ist das Ergebnis von Evolutionsprozessen, die sich über Tausende und sogar Millionen von Jahren vollzogen haben und die ihrerseits von ökologischen Faktoren wie Klima, Feuer, Wettbewerb und Störungen beeinflusst werden. Darüber hinaus führt die Vielfalt der Waldökosysteme zu einem hohen Maß an Anpassungsfähigkeit. 

Höhere Biodiversität heißt aber nicht automatisch, dass ein Ökosystem „besser“ ist als eines mit geringerer Biodiversität. Ein alter Buchenwald beispielsweise hat möglicherweise eine geringere Artenvielfalt als ein junger Mischbestand, dennoch ist ein alter Wald ökologisch äußerst wertvoll, da er oft eine Vielzahl von spezialisierten Lebensräumen und Nischen bietet, die von verschiedenen Organismen genutzt werden können. In einem solchen Wald können sich seltene oder bedrohte Arten ansiedeln, die auf bestimmte Umweltbedingungen angewiesen sind, die nur in einem solch reifen Ökosystem vorhanden sind.

Früher wurden viele einheimische Wälder durch einheitliche Nadelbaumplantagen (Fichten-Monokulturen) ersetzt, was zu großem Verlust an Lebensraum führte. Doch heutzutage geschieht das in den meisten Teilen Europas nicht mehr, im Gegenteil: Es gibt einen Trend zur Wiederherstellung und Umwandlung dieser Plantagen in vielfältigere Wälder und natürliche Lebensräume. Dieser Prozess wird durch die zunehmenden Schäden durch Dürre in diesen Plantagen beschleunigt.

Es gibt also Möglichkeiten, die Biodiversität in Wäldern zu schützen und zu fördern. Viele Waldbesitzer:innen bemühen sich, die Vielfalt der Wälder zu erhalten, weil natürliche Wälder nicht nur widerstandsfähiger gegenüber Störungen sind, sondern sich auch schneller erholen können.

Online
Kurs
Menü